Marrakesch - Part II Persönlich
- etwasweiterweg
- 4. Juli 2017
- 4 Min. Lesezeit
Es folgt - besser spät als nie, ein persönlicher Marrakeschbericht.
Das Organisatorische für Marrakesch war alles kein Problem, höchstens etwas lästig vielleicht (Stichwort Marrakesch Flughafen: fünfmal den Pass kontrollieren lassen, Gepäck nochmal scannen, usw.). Dadurch, dass das Angebot von Travelbird ein Pauschalangebot war, hatten wir ja auch nichts mehr wirklich zu planen.
Aber viel interessanter als diese faktischen Dinge, ist es ja immer zu schauen, wie man sich in einem anderen Land so fühlt. Und Marrakesch unterscheidet sich ja schon sehr stark von meinem gewohnten Umfeld in Deutschland, wahrscheinlich ist Marrakesch sogar die "andersartigste Stadt", die ich bis jetzt besucht habe. Fiji oder auch Südafrika auch natürlich auch sehr verschieden, allerdings war ich dort mit Einheimischen (Südafrika) unterwegs, bzw. fand es durch die lange Reisezeit vorher auch alles gar nicht mehr so speziell (Fiji).

Marrakesch hingegen hat mir im Vorhinein einiges an Aufregung bereitet. Alle sagten mir, dass ich und meine Freundin (wir beide blond), total aufpassen müssten, dass die Händler super aufdringlich seien und man belästigt wird. Direkt vorweg: Nichts davon war in diesem Ausmaße der Fall. Wir haben uns von Anfang an super sicher gefühlt! Im Vorfeld haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir uns angemessen kleiden und sind im Endeffekt mit folgenden Kleidungsstücken nach Marrakesch gereist:
Lange, weite Röcke; lange und luftige Stoffhosen; weite Leinenshirts und Blusen; einem leichten und schönen Schal, den wir so gut wie immer dabei hatten; Maxikleid; Hotpants; Tops; Flip Flops und Ballarinas und einem Bikini.
Soweit die Grobform. In Hotpants und Top sind wir nie rausgegangen, obwohl es an die 40 Grad waren. Draußen, auf dem Markt und in den Souks trugen wir immer Hosen, Kleider oder Röcke die mindestens bis über's Knie gingen, obenrum liefen wir auch manchmal im Top durch die Gegend, hatten dann aber immer unseren Schal dabei, um uns zum Beispiel in den Souks mehr zu bedecken und keine Schultern zu zeigen. Ob wir im Endeffekt anders behandelt worden wären, wenn wir in Hotpants und Top rumgelaufen wären kann ich natürlich nicht sagen - bei dem großen Anteil an Touristen, die allerdimgs genau so rumgelaufen sind, würde ich dies nicht unbedingt vermuten. Fakt ist, dass ich mit meiner Kleidungswahl total zufrieden war und einfach das Gefühl hatte besser in die Stadt reinzupassen und weniger aufzufallen. Und es haben tatsächlich die Meisten absolut keine Notiz von uns genommen, was ich sehr angenehm finde.
Wir sind direkt am ersten Abend nach Sonnenuntergang in die Stadt gelaufen, auch hier haben wir uns gar keine Sorgen gemacht. Die Stadt ist immer lebendig (zumindest zwischen 9 und 1 Uhr können wir das sicher sagen) und man wird abends sogar eher weniger beachtet als am Tag.
In den Souks haben wir eine ganze einfache Beobachtung gemacht. Je weniger Touristen an dem Tag da waren, desto entspannter waren die Händler. Am Wochenende war es laut und eng und die Händler waren teilweise um einiges aggressiver. Außerdem war es entspannter, je tiefer man in die Soukds hineinging, also auch wieder, je weiter man von den touristischen Ständen direkt an den Eingängen weg kam. "Hinten" in den Souks liegen außerdem die Werkstätten, die unbedingt einen Besuch wert sind.
Mein Lieblingsanekdote von unserer Zeit dort ist Folgende:
An einem Tag sind wir eine super lange Strecke durch ein Wohngebiet gelaufen, in der Stunde, in der wir dort unterwegs waren sind uns vielleicht 3 Touristen begegnet. Irgendwann hatten wir mega Durst und wollten uns an einem Kiosk was zu trinken kaufen. Vor diesem Kiosk stand eine Männergruppe von vielleicht 5 oder 6 Männern die sich alle unterhielten. Wir haben uns, deutsch wie wir sind, irgendwie bei diesen Männern "angestellt", um dann nach ihnen etwas am Kiosk zu bestellen. Sofort als wir dort standen, gingen alle Männer zu Seite und gestikulierten, dass wir vorgehen sollten und als wir mit unserer englischen Bestellung beim Kioskbesitzer nicht sofort Erfolg hatten mühten sich einfach ALLE für uns zu übersetzen und uns ALLE Optionen aufzuzählen. Cola? Normal oder Light? In der Dose oder in der Flasche? Gekühlt oder nicht gekühlt? Groß oder klein? Als wir dann mit unserer Bestellung fertig waren und bezahlt hatten (24cent pro 0,5l Cola übrigens) haben alle nett Tschüss gesagt und wir sind weitergelaufen.
Natürlich war das nicht immer so und Sprüche und Blicke blieben nicht aus. Von "Bonsoir Habibi" über "Dance for me" bis hin zu "Yooo Shakira Shakira" war wahrscheinlich alles dabei, jedoch zu 99,9% absolut lustig oder sogar charmant formuliert. Wer schon irgendwo in Deutschland mal nachts an einer Gruppe angetrunkener Männer vorbeigelaufen ist, wird kaum einen Unterschied wahrnehmen. Auf alle Angebote für Taxen, Führungen oder gute Preisangebote bei den Geschäften im Souk haben wir fast mantraartig "no merci" geantwortet und wurden dann auch meistens sofort in Ruhe gelassen. Nur einmal war ein Mann penetranter und hat uns danach ziemlich lautstark hinterher geschimpft, aber auch das kann man verkraften.

Alles in allem kann ich also wirklich sagen, dass Marrakesch absolut und ohne Probleme eine Reise wert ist - auch für junge Frauen, die ohne männliche Begleitung reisen. Auch alleine würde ich mich wieder nach Marrakesch begeben. Eventuell sollte man bereits ein bisschen Reiseerfahrung haben und sich von einer gewissen Penetranz nicht einschüchtern lassen, aber wenn man sich im Vorhinein mal ein paar Stunden hinsetzt und sich über Gepflogenheiten informiert, sollte man keine Probleme haben. Meiner Meinung nach gilt einfach für Marrakesch das gleiche wie bei jeder Reise: Ich kann nicht voraussetzen, dass alles so läuft wie bei mir zu Hause und muss mich informieren wie die wichtigsten Dinge ablaufen. Wenn ich das auf dem Schirm habe kann ich ganz entspannt sein.
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